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Geschwister – warum man zwei Kindern nicht gleichermaßen gerecht werden kann

Geschwister

Die Zweikind-Falle: Wie schaffe ich es nur, beiden Kindern gerecht zu werden?

Wie oft lese ich diese Phrase: Zwei (oder mehr) Kindern gerecht werden. Doch was ist damit eigentlich gemeint? Das Kuschelkind genoss zweieinhalb Jahre die ungeteilte Aufmerksamkeit von uns. Der Große musste nichts teilen. Weder Spielsachen, noch das Zimmer, noch uns Eltern. In meiner Karenzzeit haben wir die meiste Zeit des Tages nur zu zweit verbracht. Wir besuchten Spielgruppen, Turngruppen, gingen auf den Spielplatz oder spielten daheim. Viele kostbare Stunden täglich, die nur uns beiden gehörten.

 

Geschwister

 

Dann kam das Frühlingsbaby.

Und damit auch der Druck. Druck, den ich mir selbst machte. Denn ich wollte auch dem kleinen Bruder all diese Zeit zugestehen. Babymassage, Babyspielgruppe, Babyturnen. Ich wollte, dass er genauso viel Mamazeit bekommt, wie der Kuschelbub.

Unmöglich. Die Wochen und Monate vergingen und je älter und aktiver das Frühlingsbaby wurde, umso mehr musste ich einsehen: Das klappt so nicht. Zumindest nicht in unserem Fall, wenn beide Kinder zuhause betreut werden. Meine hochgesteckten Ziele habe ich nicht nur verfehlt, sie schienen in unerreichbare Ferne gerückt. Eine Baby-Spielgruppe schafften wir. Eine Stunde in der Woche, in der wir nur zu zweit spielten. Doch auch damit ist wieder Schluss, denn zeitlich und organisatorisch hat es für uns alle drei nicht gepasst.

Und während ich der fehlenden Exklusivzeit mit dem Jüngsten nachweine, merke ich erst, dass es jemanden gibt, der ebenfalls zu kurz kommt: Der große Bruder, der plötzlich nicht mehr alleine im Mittelpunkt steht, sondern sämtliche Mamaressourcen auf einen Schlag teilen muss.

 

Ziel nicht erreicht?

Die wenigen Schlafphasen des Frühlingsbabys nutze ich, um zu kochen und den Haushalt einigermaßen auf Vordermann zu halten. Wie gerne würde ich mich zu meinem Großen setzen und malen und basteln. Alle diese Dinge tun, die nicht klappen, wenn ein neun Monate alter Zwerg am Hosenbein klammert und ebenfalls nach Aufmerksamkeit lechzt.

Ich schaffe das nicht. Ich kann nicht beiden Kindern gerecht werden. Es gelingt mir ja augenscheinlich auch nicht, dass ich nur einem von zwei Kindern gerecht werde. Aber muss ich das? Was bedeutet “gerecht werden” denn eigentlich? Je länger ich über diese ganze Sache nachdenke, umso mehr erkenne ich: Es ist totaler Blödsinn.

 

Der neue Familienverbund

Es ist einfach nicht möglich, mehreren Kindern gleichermaßen gerecht zu werden. Jedes Kind ist anders und braucht mit unterschiedlichem Alter und in unterschiedlichen Lebenssituationen mal mehr und mal weniger Aufmerksamkeit. Es war naiv anzunehmen, dass ich dem zweiten Kind dieselbe Aufmerksamkeit schenken kann, wie dem Erstgeborenen. Und es ist darüber hinaus auch überhaupt nicht notwendig, Geschwisterkinder wie Einzelkinder zu behandeln.

Mit der Geburt eines Geschwisterchens ändert sich die komplette Situation für die Familie und jedes Familienmitglied muss in diesem Verbund seinen Platz finden. Ungeteilte Zeit, ungeteilte Spielsachen und ungeteilte Aufmerksamkeit sind keine Privilegien für Geschwisterkinder. Doch dafür gibt es viele andere Dinge, von denen Geschwisterkinder profitieren können. Und eines wird sowieso nie geteilt: Die Liebe. Denn die wächst mit der Anzahl der Familienmitglieder.

 

Christina ichmitkind Blog

 

 

P.S.: Hier erfährst du mehr über mich und meine Familie: Über uns.

 

#Geschwister - Zwei Kindern gerecht werden?

11 Kommentare

  1. Michi sagt:

    Absolut nachvollziehbar. Wir haben jetzt 4 und hier ist absolutes Chaos. Also weit entfernt von den Kindern oder dem Partner oder sich selbst „gerecht“ zu werden. Aber…dafür ist immer was los und es wird niemandem langweilig ggggg

    Und in ein paar Jahren werden wir ganz sentimental an die Babyzeit zurück denken

    • Christina sagt:

      Liebe Michi! Hut ab! Ich verzweifle oft an meinen Zweien. Vier Kinder – das kann ich mir gar nicht vorstellen. Aber ihr meistert das sicher. Und vom Perfektionismus muss man sich ohnehin verabschieden… Aber das muss man oft bei einem Kind schon – und bei zweien sowieso. 🙂
      Liebe Grüße

  2. Anja Bader sagt:

    Ein toller Blogpost, der mich inspiriert hat auch meine Gedanken dazu aufzuschreiben. Von wegen ein Kind ist kein Kind … und dann kommt das zweite 😉

  3. Hallo Jacqueline sagt:

    Liebe Christina, genau diese Gedanken kenne ich auch. Meine Kleine ist ein Dezembermädchen und ein gutes Jahr alt. Die Große ist gerade 3 geworden. Ständig versuche ich einen guten Mittelweg für beide zu finden aber das klappt nicht immer. Dann versuche ich zu schauen, wessen Bedürfnisse gerade größer sind und muss mich entscheiden. Immer in der Hoffnung das richtige zu tun und dass der andere kleine Mensch nicht zu kurz kommt. Mir hilft dabei die Reflexion am Abend und das Miteinbeziehen des anderen.
    Und dass die Zeit für das Zweite knapper auffällt ist bei uns leider auch so gewesen. Als großen Pluspunkt sehe ich aber, dass sie nicht nur Mama und Papa haben, mit denen sie interagieren können sondern eine große Schwerster oder einen großen Bruder. Wenn die Große damals wegen irgendetwas warten musste weil Mama auch mal was machen musste, ist jetzt die Große da, die sich gerne auch mal um die Kleine kümmert
    Vielen Dank für deine Gedanken!!!

    • Christina sagt:

      Liebe Jacqueline! Danke für dein Feedback! 🙂 Genau dieser Gedanke, dass sie einfach noch jemanden in der Familie haben, mit dem sie lachen, spielen und weinen können – außer uns Eltern – stimmt mich glücklich und zuversichtlich.
      Liebe Grüße
      Christina

  4. Julie sagt:

    DANKE DANKE DANKE für Deinen tollen Blog und die ehrlichen Worte! Wir überlegen ein Geschwisterkind zu bekommen, damit unser Lauser einen Weg/Spielgefährten hat..Dass dieser erst 7 Monate ist macht die Kopfgrübelei besonders hart. Möchten wir doch einen nicht zu großen Abstand haben. Dein Blog trifft den Nagel auf den Kopf! ..Waschmaschine ist Mamas neuer bester Freund meine Gedanken, wie ich das wohl schaffen werden, wenn Papa arbeiten ist?! Ich denke wenn Kinder aus dem gröbsten raus sind, dann kommt die Zeit wo sich Eltern etwas entspannen dürfen aber bis dahein heisst es wohl zähne zam beissen augen zu und durch! Glg und bitte weiter bloggen

    • Christina sagt:

      Danke, liebe Julie! 🙂 Es stimmt leider: Es ist mega anstrengend. Aber wenn die beiden Jungs miteinander spielen, dann weiß man einfach, dass es die Anstrengend wert ist. Geschwister sind so wertvoll.

  5. Gabriele Götz sagt:

    Ich habe 2 Kinder im Abstand von 14 Monaten. Das war so nicht geplant.
    Am Anfang dachte ich nur, ich kämpfe hier ums überleben. Das wichtigste ist Essen und Trinken für mich und natürlich für die Kleinen.
    Sauber machen usw. alles nicht so wichtig. Hatte den Älteren nicht in der Kinderkrippe. Jetzt sind sie gerade 3 und fast 2. Sie spielen jetzt richtig gut zusammen. Es ist echt viel besser,
    Ich war oft fast am Durchdrehen… Naja,. irgendwie schafft man das

  6. Christine sagt:

    Hallo Christina,
    Schöner Artikel. Ich konnte mich gut wieder finden.
    Aber wenn jemand schreibt oder sagt, “naja, am Anfang muss man da durch und dann irgendwann ist es schön, wenn sie miteinander spielen (gerade bei kleinem Altersabstand)”, dann verstehe ich diese Leute nicht. Es soll doch jedes Mal eine schöne Zeit sein. Und nicht nur: Zähne zusammen beißen und durch. Wie fühlt sich denn das zweite, dritte Kind dabei?
    Wir haben bewusst gewartet, bis wir uns bereit gefühlt haben und die Energie für die zweite Runde hatten.
    Und wenn man sich verschätzt hat, sollte man doch einfach versuchen, das Beste daraus zu machen und immer noch am Ende denken können: “tolles Leben”. 🙂

  7. Marie sagt:

    Das ist der Grund, weshalb wir uns ganz bewusst in den nächsten Jahren für nur ein Kind entschieden haben und andere Soziale Kontakte im Turnverein, Spielgruppen, bei Freunden etc. suchen. Uns geht es mit der bewussten Entscheidung ganz gut. Insbesondere, weil meine Kleine doch noch sehr viel Nähe benötigen tut und Aufmerksamkeit. Sie ist sehr sozial eingestellt, aber ein Geschwisterkind wäre im Moment für alle nur zusätzlicher Stress. Vielleicht, wenn sie in der Schule ist. Vielleicht aber auch nicht.

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