Der Klettermax (vormals Frühlingsbaby) ist nun schon über ein Jahr alt und dementsprechend liegt auch mein erstes Jahr als Zweifach-Mama hinter mir. Uff! Ich kann behaupten: Das war das anstrengendste Jahr meines Lebens. Ich liebe meine beiden Rabauken und könnte (und will) mir kein Leben mehr ohne sie vorstellen. Doch das letzte Jahr hat mich absolut an meine Grenzen gebracht. Aber der Reihe nach.
Der Kuschelbub war etwa zweieinhalb Jahre alt, als ich ihm im Krankenhaus ganz behutsam seinen kleinen Bruder vorgestellt habe. Ein kurzer Blick. Der Klettermax begann zu weinen. Der Kuschelbub weinte mit. Ich dachte nur: Na, das kann was werden! Es wurde aber tatsächlich innerhalb kürzester Zeit immer besser und bald hatten sich die beiden Brüder richtig lieb. Der Klettermax war ein pflegeleichtes Neugeborenes. Er schlief viel (solange Körperkontakt gehalten wurde) und trank brav. Wir waren eine richtig entspannte vierköpfige Familie und ich kam zu dem Schluss: So ein Leben als Zweifach-Mama ist doch halb so wild! Diese naive Einstellung hatte ich allerdings nur die ersten Wochen. Dann ließen wohl die Glückshormone nach und anstatt meines Hormon-Hochs kam bald ein Alltags-Tief.
Denn so ein Alltag war doch ganz schön anstrengend. Ich brauchte ewig, um Schlaf- und Hungerphasen meiner Kinder (und auch von mir) einigermaßen aufeinander abzustimmen. Gemeinsame Familienessen fanden kaum noch statt. Meistens saß ich stillend auf der Couch, während der Papa mit dem Kuschelbuben gegessen hat. Nachts schlief der Klettermax meist auf mir (wenn er denn schlief!) und der Papa im Bett mit dem Großen. Das Schlafverhalten vom Klettermax hat sich nach etwa drei Monate nämlich massiv verschlechtert.
Es gab kaum Nächte, in denen er länger als zwei Stunden durchgeschlafen hat. Meistens half stillen. Manchmal nur tragen. Und hin und wieder war er dann einfach wach und wollte um vier Uhr früh Party machen. Als Teenager hätte ich ja vielleicht mitgefeiert, doch diese Zeiten lagen weit hinter mir! Denn es gab ja noch den großen Bruder, der um etwa sechs Uhr ausgeschlafen war und mit seinen drei Jahren auch schon gerne auf den Mittagsschlaf verzichtet hat.
Ich hatte also massiven Schlafmangel, den ich auch tagsüber in der Regel nicht nachholen konnte, da ich den großen Bruder ja auch noch zuhause betreut habe. “Schlafe, wenn dein Baby schläft” ist ein Rat, der für eine Zweifach-Mama keinen Sinn ergibt. Das war dann ungefähr der Zeitpunkt, an dem morgens auch gerne mal eine Stunde der Fernseher lief. (Asche auf mein Haupt!)
Der Klettermax war zu der Zeit leider auch nicht mehr so ausgeglichen, wie nach seiner Geburt. Er war zwar aufgeweckt und fröhlich, doch seine Stimmung schlug immer blitzschnell um. Er schien immer etwas unzufrieden zu sein. Zwar konnte er alles extrem schnell – krabbeln, sitzen, stehen – doch es ging ihm trotzdem nie schnell genug. Er mochte keinen Kinderwagen und er hasste die Babyschale beim Autofahren und protestierte so lange, bis man ihn aus seiner anscheinend unzumutbaren Situation befreite. Das Ganze in einer Lautstärke, die mir bei Babys bisher noch nie untergekommen ist. Tinnitus lässt grüßen! Oft lag ich abends im Bett und hörte den imaginären Hubschrauber im Schlafzimmer.
Die Monate vier bis elf waren im Nachhinein betrachtet die Schlimmsten. In dieser Zeit war ich auch oft krank, hatte unter anderem eine Brustentzündung und eine Gürtelrose. Ich befand mich im Zwiespalt: Ich war überglücklich zwei gesunde, aufgeweckte Kinder zu haben, doch es kam mir vor, als könnte ich mein Leben gar nicht richtig genießen. Durch den geringen Altersunterschied meiner Söhne hatte ich ein Baby, geplagt mit Koliken und Wachstumsschüben und ein Kleinkind, mitten in der Trotzphase. Ich war ausgelaugt. Lange hätte es so nicht mehr weitergehen können. Und ist es zum Glück auch nicht.
Der Kuschelbub war dreieinhalb, der Klettermax schon fast ein Jahr alt, als es tatsächlich schlagartig besser wurde. Ich habe abgestillt und den Klettermax in das gemeinsame Buben-Kinderzimmer übersiedelt. Die Nächte wurden mit maximal drei Unterbrechungen endlich wieder erholsam und tagsüber konnten sich beide Jungs auch schon gut selbst oder miteinander beschäftigen. Der Große hat in dem Jahr enorme Fortschritte gemacht, die mir natürlich den Alltag extrem erleichtern. So hat er seine Windel abgelegt, kann selbstständig essen und sich alleine die Schuhe anziehen, den Tisch (mit-)decken und so weiter. Er kann jetzt so gut sprechen, dass er mir seine Wünsche und Bedürfnisse mitteilen kann. Außerdem besucht er zwei Vormittage in der Woche eine Kinderbetreuung, die ihm mittlerweile richtig gut gefällt.
Der Klettermax hatte an seinem ersten Geburtstag zwar erst einen Zahn, doch war er dafür schon sicher und ausdauernd auf zwei Beinen unterwegs. Das schien ihn zufrieden zu stimmen. Den Kinderwagen findet er mittlerweile super und im Kleinkind-Autositz gibt’s kein Gejammer mehr. Er ist zwar nach wie vor noch so laut, dass mir meine Ohren dröhnen, doch mittlerweile ruft er immer zuckersüß “Mama!“, was ich verständlicherweise nicht mehr sooo schlimm finde.
Natürlich ist der Alltag mit zwei so kleinen Mäusen immer noch anstrengend. Der Klettermax ist extrem übermütig und furchtlos, sodass man ihn kaum eine Minute aus den Augen lassen kann und der Kuschelbub ist ein richtig frecher Lausbub, dem immer neue Streiche einfallen. Doch es läuft im Großen und Ganzen ziemlich harmonisch ab und jeder hat nun optimal in seine Rolle gefunden.
Während der letzten zwölf Monate habe ich mich mehr als einmal gefragt: Was haben wir uns bloß dabei gedacht, zwei Kinder mit diesem Altersunterschied zu bekommen? Es war hart und ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so hart werden würde. Doch bei der Familienplanung gibt es einfach kein Patentrezept. Jedes Kind ist anders. Der Kuschelbub war schon als Baby ruhig, harmoniesüchtig und ausgeglichen. Der Klettermax hingegen ist aufgeweckt, wild und laut. Beide Jungs sind absolut perfekt, genau so, wie sie sind. Wäre der Kuschelbub als Baby schon so fordernd gewesen, dann wäre ich nicht ganz so blauäugig an die Sache herangegangen. Und wäre der Klettermax als Baby ebenso unkompliziert wie sein großer Bruder gewesen, dann würde dieser Blog-Beitrag ganz anders aussehen.
Doch Kinder sind wie Überraschungseier. Man weiß vorher nie, was schlussendlich heraus kommt. Als Eltern müssen wir uns auf sie einstellen. Hinter mir liegt ein anstrengendes Jahr, das mich ohne die Hilfe vom Papa, von meiner Familie und meinen Freunden wohl in den Wahnsinn getrieben hätte. Ich habe im letzten Jahr viel gelernt und mich weiterentwickelt. Ich wurde zu der Mama, die ich jetzt bin. Immer liebevoll. Meistens gelassen und ausgeglichen, ausdauernd, verständnisvoll. Öfters lustig, albern, vielleicht auch ein wenig peinlich. Manchmal wütend, manchmal traurig, ungeduldig und manchmal müde. Hin und wieder etwas zynisch und selbst ironisch. Wenn ich heute auf meine zwei zauberhaften Jungs blicke, sehe ich sie miteinander spielen und voneinander lernen und ich weiß, dass das die Anstrengung absolut wert war.
P.S.: Hier erfährst du mehr über mich und meine Familie: Über uns.
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2 Kommentare
Liebe Christina,
danke für den interessanten Beitrag. Ich habe großen Respekt vor allen Müttern mit Kindern mit so kleinem Altersabstand. Bei uns sind es dreieinhalb Jahre und die Große ist schon recht selbständig. Und trotzdem verliere ich an schwierigen Tagen manchmal die Nerven.
Liebe Grüße,
Franziska
Liebe Christina,
es ist schön zu hören, dass es auch anderen Müttern ähnlich geht, hab einen 23 Monate alten Jungen, ein richtiger Wirbelwind und eine 5,5 Monate alte Tochter, wird auch schon ein kleines Lausmädchen und beim Lesen deines Beitrages “von langen Tage und leeren Akkus” hab ich schmunzeln müssen, als ob es von mir wär
Liebe Grüße
Andrea