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Kaiserschnitt: Geburt im OP

Ungeplanter Kaiserschnitt

In meiner Schwangerschaft wurde mir oft geraten, die bevorstehende Geburt nicht durchzuplanen.

Nichts desto trotz hat man neun Monate Zeit sich auf diesen Moment vorzubereiten und man hat automatisch eine bestimmte Vorstellung davon. Je näher der Termin rückt, umso konkreter wird diese. Ich habe Bücher über die selbstbestimmte Geburt oder über Hypnobirthing gelesen. Ich habe gemeinsam mit meinem Mann einen Geburtsvorbereitungskurs besucht und täglich Atemtechnik geübt. Ich habe Himbeerblättertee getrunken und habe die geburtsvorbereitende Akkupunktur in Anspruch genommen. Ich dachte, ich bin gut vorbereitet.

 

Ungeplanter Kaiserschnitt

 

Aber auf das, was dann kam, war ich überhaupt nicht vorbereitet. Während der ganzen Schwangerschaft habe ich naiver Weise einen Kaiserschnitt ausgeschlossen. In den meisten Büchern wurde ausschließlich negativ über einen Kaiserschnitt berichtet. Also habe ich die Seiten einfach übersprungen. Im Geburtsvorbereitungskurs wurde der Kaiserschnitt kurz angesprochen. Bei der Kreissaalführung wurde uns erklärt, dass in besonders dringenden Fällen der Kaiserschnitt direkt im Kreissaal unter Vollnarkose durchgeführt wird. Ich habe nur halbherzig zugehört. Nur ein paar Wochen später lag ich genau in diesem Kreissaal, auf diesem Tisch, während unter Vollnarkose mein Baby entbunden wurde. Dabei war es anfangs nur eine Routine-Untersuchung, sechs Tage über dem errechneten Geburtstermin. Die Herztöne meines ungeborenen Babys wurden plötzlich schlecht. Man ermahnte mich in den Bauch zu atmen. Dabei war ich so konzentriert, dass ich anfangs gar nicht merkte, wie sich der Raum füllte und ich hektisch für einen Notkaiserschnitt vorbereitet wurde. Wenige Augenblicke später hatte ich schon die Maske auf dem Mund und schlief ein. Mein gesundes Baby wurde geboren und kuschelte die ersten Stunden seines Lebens mit seinem Papa, während ich langsam wieder aufwachte. Als dann mein Mann gemeinsam mit meinem Baby zu mir gekommen ist, konnte ich mein Glück kaum fassen. Kurz danach wurde mir mein Baby zum ersten Mal an die Brust gelegt und es fing an zu saugen und zu trinken, als hätte es sich neun Monate nur darauf vorbereitet. Mir war klar: Jetzt bin ich Mama dieses kleinen Wesens.

Traurig denke ich manchmal darüber nach, was diese negativen Aussagen zum Thema Kaiserschnitt bei schwangeren Frauen bewirken können. Man liest oft Kaiserschnittbabys sind krankheitsanfällig, das Stillen klappt nicht so gut, die Mutter-Kind-Beziehung ist nicht so intensiv. Die erste Zeit nach dem Kaiserschnitt war ich deshalb oft deprimiert und enttäuscht von mir selbst. Habe ich meinem Kind wirklich einen schlechten Start ins Leben bereitet? Wird mein Kind negative Auswirkungen davon tragen, weil ich es nicht natürlich auf die Welt bringen konnte?

Ich bin jetzt seit über einem Jahr Mama und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich durch irgendeinen Umstand meinen Sohn mehr lieben könnte, als ich es schon tue. Die Zuneigung und Liebe zwischen Mutter und Kind entsteht meiner Meinung nach nicht ausschließlich in den Stunden einer Geburt. Sie entsteht für mich schon in den Monaten davor und sie entwickelt sich weiter in den Tagen, Wochen, Monaten und Jahren danach. Unsere Stillbeziehung war schön, klappte von Anfang an gut und dauerte über elf Monate an. Auch war mein Kind noch nie ernsthaft krank.

Ich muss allerdings zugeben, dass mich als junge Mutter der Heilungsprozess nach dieser Operation schon eingeschränkt hat. In den ersten Tagen danach war ich aufgrund der Schmerzen auf Hilfe angewiesen. Als ich das erste Mal mein Bett verlassen habe, dachte ich, ich könnte nie wieder aufrecht gehen. Außerdem blieb die Haut ober- und unterhalb der Kaiserschnittnarbe monatelange taub. Das alles hätte ich im Vorfeld wissen können, hätte ich mich ein bisschen mehr mit diesem Thema befasst. Doch im Endeffekt sind das für mich kleine Opfer, denen ein gesundes Kind gegenüber steht.

Abschließend möchte ich sagen, dass für mich eine natürliche Geburt immer einem Kaiserschnitt vorzuziehen ist, solange keine medizinische Notwendigkeit vorliegt. Doch ich habe aus meiner Erfahrung gelernt, dass das Thema Kaiserschnitt in der Geburtsvorbereitung seinen berechtigten Platz hat. Problematisch ist nur die Darstellung vom prinzipiell schlechten Kaiserschnitt. Egal wie ein Baby auf die Welt kommt: Die Geburt ist erst der Anfang. Das Leben ist das, was wirklich zählt.

3 Kommentare

  1. balu sagt:

    Danke für diesen schönen Artikel!! Mir ging es ganz ähnlich wie dir, wir hatten nach dem Kaiserschnitt auch eine ganz ganz tolle Stillbeziehung und auch am Bonding scheiterts nicht (eher am Abstand, das ist noch schwierig ;-)) lg Ulli

  2. Diesen Artikel finde ich wirklich sehr gut, da mein Kind 2014 auch mit Notkaiserschnitt entbunden wurde und ich damit auch nicht im entferntesten gerechnet hätte.

    Schade, dass der Kaiserschnitt in Geburtsvorbereitungskursen und ähnlichem so negativ dargestellt wird, er sorgt ja dafür, dass viele Kinder gesund zur Welt kommen, was ja eigentlich positiv ist.

    Kaum eine Frau wünscht sich einen Kaiserschnitt, nur das verstehen manche nicht, die das selber nicht erlebt haben.

  3. Melli sagt:

    Das Schlusszitat ist wirklich toll und so wahr. Das sollte man sich wirklich zu Herzen nehmen. Aber wir Frauen machen das leider zu wenig, immer ziehen wir uns den Schuh an, wieso alles nicht gut gelaufen ist.

    Lieben Gruß

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