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Entschuldigung, mein Kind ist schüchtern

Mein Kind ist schüchtern

Entschuldigung, mein Kind ist schüchtern.

Vor einiger Zeit habe ich auf dem Blog Mini and Me einen interessanten Artikel über Schüchternheit bei (Klein-)Kindern gelesen. Der Text hat mich sehr bewegt, weil ich mich beim Lesen oft ertappt gefühlt habe. Mein Sohn ist schüchtern. Das war er schon immer. Er braucht lange, bis er Vertrauen zu jemandem fasst. Aber wenn er jemandem sein Vertrauen geschenkt hat, dann ist dieser Person seine aufrichtige Freundschaft gewiss.

 

Mein Kind ist schüchtern

 

Wofür entschuldige ich mich eigentlich?

Wenn uns Personen besuchen, die mein Sohn nicht oder nicht gut genug kennt, dann braucht er seine Zeit, um sich wohlzufühlen. Überfordert ihn die Situation, indem eine fremde Person sofort zu nah kommt, ihn berührt oder sogar hoch nimmt, dann endet das in den meisten Fällen in Tränen. Das war mir oft unangenehm. Immerhin wollten doch niemand etwas Schlechtes. Die Uroma, die ihn so selten sieht, möchte ihn küssen, doch er weint. Ein guter Freund von Mama oder Papa möchte mit ihm spielen, doch er weint. “Tut mir leid. Er ist halt so schüchtern.”, entschuldige ich mich dann. Aber warum entschuldige ich mich eigentlich? Mein Sohn hat doch eigentlich nichts Unrechtes getan. Er hat nichts angestellt, er hat nichts kaputt gemacht, er hat niemandem körperliche Schmerzen zugefügt… Jeannine schreibt in ihrem Artikel passenderweise:

Wenn ich als Erwachsene jemanden nicht grüßen möchte, dann tue ich es nicht. Wenn ich von einem Fremden nichts annehmen will, dann tue ich es nicht. Wenn ich (Herrgott nochmal!) nicht angefasst werden will, dann lasse ich es nicht zu! Wenn ich mich in einer Menschenmenge unwohl fühle, dann bleibe ich ihr einfach fern.

Das trifft den Nagel eigentlich auf den Kopf. Wieso verlange ich von meinem Kind, dass es Personen, die es selten, oder sogar zum ersten Mal sieht, sofort gern hat? Wieso erhoffe ich, dass es sich plötzlich von einem seltenen Besucher anstandslos berühren und hochnehmen lässt? Wieso geniere ich mich, wenn es Geschenke von einer Person, die es nicht gut genug kennt, nicht annehmen will? Wieso seufze ich resignierend, wenn es lieber auf meinem Schoß sitzen bleibt, anstatt gleich mit anderen zu spielen? Mein Kind ist ein Kind. Ich kann ihm zwar erklären, dass es die Person gut meint, oder, dass das ein Freund von Mama und Papa ist. Doch mein Kind verlässt sich nicht alleine darauf, was ich sage, sondern macht sich selbst ein Bild.

Nicht mein Sohn muss sich anders verhalten – sondern die Erwachsenen

Es liegt nicht an meinem Kind, sich anders zu verhalten. Denn sein Verhalten ist natürlich und hat mit Selbstschutz zu tun. Deshalb liegt es an mir, mein Kind zu unterstützen, wenn es die Situation überfordert. Die meisten Menschen haben ein gutes Gespür und nähern sich ohnehin langsam und bedacht. Sie gehen auf Augenhöhe zu dem Kind, reden leise und berühren es nicht. Sieht man sich dann noch gemeinsam ein Buch an, ist das Eis meistens bald gebrochen.
Doch es gibt auch sehr ungestüme Personen: Die gehen zu schnell auf das Kind zu – im schlimmsten Fall von hinten -, sprechen laut oder gar nicht, berühren es am Kopf oder im Gesicht und heben es einfach hoch, egal, was es gerade vorher gemacht hat. Das ist nicht böse gemeint. Aber das geht nicht! In diesen Situationen liegt an mir, Grenzen aufzuzeigen, auch wenn die Gefahr besteht, dass sich die Person danach gekränkt fühlt. Doch hier geht mein Kind und seine Gefühle und Ängste einfach vor. Jeannine kennt, ebenso wie ich, viele solcher Situationen und verrät in ihrem Artikel auch, wie sie dabei handelt:

  • Wenn meine Tochter etwas angeboten bekommt, dann frage ich sie, ob sie es nehmen möchte. Wenn ich merke, dass sie keine Antwort geben will und auch nicht danach greift, dann nehme ich es für sie und gebe es an sie weiter.
  • Es ist mir niemals, in keiner einzigen Sekunde, peinlich, wenn meine Tochter nicht grüßen möchte. Auch nicht, wenn sie mit jemandem nicht reden will. Sie wird es tun, wenn sie soweit ist.
  • Ich bereite sie auf bestimmte Situationen vor. Wenn ich weiß, dass wir später Besuch bekommen, dann erzähle ich ihr im Vorfeld mehrmals davon. Ich sage ihr, wer das eigentlich ist, der da kommt, wie die Personen heißen und warum wir sie treffen.
  • Ich erkläre Situationen: „Schau mal, Mausi, die Dame hat ein Stück Extrawurst für dich. Das ist eine nette Frau. Wenn du möchtest, kannst du das Stück nehmen.“ 

Schüchternheit bei einem Kleinkind ist auf gar keinen Fall eine Schwäche. Das Kind meint es auch nicht böse, wenn es schüchtern reagiert. Deshalb ist eine Entschuldigung dafür überflüssig. Welchen Eindruck gewinnt mein Sohn, wenn ich mich für sein (berechtigtes) Verhalten entschuldige? Denn, egal wie jung ein Kind ist, es versteht oft mehr, als wir ihm zutrauen. Reagiert mein Sohn das nächste Mal schüchtern auf Fremde, gibt es für mich nur eine logische Handlung: Zwischen den beiden Parteien zu vermitteln und meinem Sohn immer das Gefühl zu geben: “Es kann dir nichts passieren, denn ich verstehe dich und ich bin da.”

2 Kommentare

  1. MamsiMama sagt:

    Warum man als Mama ständig das Gefühl hat, sich für sein Kind entschuldigen zu müssen, wäre interessant. Suggeriert einem die Umwelt, dass es nicht okay ist wenn sich mein Kind "außerhalb" der Norm benimmt? Und was ist diese sogenannte Norm? Wer bestimmt es?

    Ich weiß gar nicht, wie oft ich bereits für meinen Sohn "Entschuldigung…" gesagt habe. Ich hab es vor 1 Jahr (ja, erst spät) aufgehört. Mir hat eine Kinderpsychologin die Augen geöffnet.

  2. Hallo! Wie genau hat dir denn die Kinderpsychologin die Augen geöffnet? Ich habe mich ja – wie oben geschrieben – auch oft für die Schüchternheit meines Kind entschuldigt. Irgendwie habe ich die Gefühlslage des Anderen wohl als wichtiger angesehen, als die Gefühlslage meines Kindes. Ich dachte: Er oder sie fühlt sich durch das Verhalten meines Kindes gekränkt. Also entschuldige ich mich. Jetzt mache ich das nicht mehr. Es ist ein Kind. Es kränkt niemanden absichtlich. Das sollte einfach jeder verstehen.
    Liebe Grüße
    Christina

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